Konrad Helbig: Am Mittelmeer

Konrad Helbig: Am Mittelmeer.Fotografische Erkundungen 1954-1985

Herausgegeben von LVR-Landesmuseum Bonn, Deutsche Fotothek und Stiftung F.C. Gundlach
Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung

Landschaftsverband Rheinland 2018
Broschiert, 56 Seiten, 17 x 24 cm
ISBN 978-3-98118659-3-6
9,80 €

Für Konrad Helbig war Sizilien ein Sehnsuchtsort. Ausgehend von der Insel richtete er seinen Blick und sein Objektiv auf antike Architekturen, Skulpturen und Artefakte im Mittelmeerraum, auf mittelalterliche Kathedralen und barocke Prunkbauten ebenso wie auf die mediterranen Landschaften und die Menschen, die inmitten von Spuren vergangener Größe lebten und arbeiteten.
Die Kombination von formaler Dokumentation und subjektivem Blick macht seine Fotografien zu eigenständigen Werken, die in ihrer wiedererkennbaren Bildsprache weit über bloße Ab-Bildungen hinausreichen.
„Edle Einfalt und stille Größe“, diese von Winckelmann Mitte des 18. Jahrhunderts für die klassische Schönheit der griechischen Skulptur beschriebene Ästhetik war dem Fotografen und Kunsthistoriker Wegweiser durch eine von antiken Kulturen geprägte Landschaft. Monatelang reiste er von archäologischer Stätte zu archäologischer Stätte und von Museum zu Museum, in hunderten Diavorträgen vermittelte der mitreißende Redner anschließend seine Eindrücke von der „Magie des Südens“ in den Hörsälen und Kulturzentren des Nordens. „Huldigungen eines Nordländers an die Wunderwelt des tiefen Südens“ oder „Sizilien – Geschichte, Kunst und Lebenswirklichkeit eines Inselreiches“ betitelte er seine Vorträge.
Am Mittelmeer suchte und fand Konrad Helbig nicht nur Zeugnisse vergangener Epochen, sondern auch die unbeschwerte persönliche Freiheit: In der streng katholischen, noch archaische Züge tragenden Gesellschaft Siziliens begegnete man seiner Homosexualität, seinen Interessen und Neigungen wie bei anderen vor ihm auf erstaunliche Weise vorurteilsfreier als in der konservativ geprägten Bundesrepublik der Adenauer-Ära.
Wie viele Fotografen der 50er und 60er Jahre arbeitete er mit zwei Kameras parallel in Schwarzweiß und in Farbe. Die Ausstellung fokussiert vor allem Helbigs Blick auf die Gegenwart, die er stets aus dem Blickwinkel der Kunstgeschichte betrachtete, und zeigt erstmals auch seine kaum bekannten Coloraufnahmen aus der Deutschen Fotothek.
Seither haben sich die Landschaften und vor allem die Lebenswirklichkeit ihrer Bewohner noch einmal fundamental verändert, so dass Helbigs Fotografien ihrerseits als Zeugnisse einer vergangenen vorindustriellen Epoche erscheinen, die wir heute nicht weniger idealisierend und sehnsuchtsvoll als arkadisch zu betrachten geneigt sind.